Testbericht / Erfahrungsbericht
Kompakt und elegant – aber mit Einschränkungen im Klang
"Eine ganz neue Art
von Heimkino. Mit echtem Mehrkanal-Surround Sound aus einem einzigen Gerät darf
sich der Digital Sound Projector™ zu Recht als Revolution des Heimkinos
bezeichnen. Keine Lautsprecher, keine Kabel, nur ein einziges elegantes Gerät
in einem Rack oder an der Wand. Noch nie war Surround Sound so einfach."
So schwärmt Yamaha von seinem Soundprojektor. Klaus Fuchs schreibt über seine
Erfahrungen mit diesem System.
Soundprojector von Yamaha mit Fernbedienung
Fotos: Yamaha
Da sich meine Hörgewohnheiten in den letzten Jahren stark verändert haben und die „Gute Stube“ renoviert werden musste, stellte sich die Frage: Wohin mit der HiFi-Anlage? Bei mir sah es recht abenteuerlich aus, denn neben zwei fast mannshohen Lautsprechern befanden sich in meinem Wohnzimmer auch ein Quadrophoniereceiver, zwei Highend-Tapedecks, zwei CD-Player, Plattenspieler, zwei S-VHS-Rekorder und ein Digitalradioempfänger plus zwei Mischpulten.
Wirklich genutzt hatte ich davon nur noch das UKW-Radio. Die Lautsprecher mit ihrem hohen Wirkungsgrad brachten die Musik „dynamisch, luftig und gut gestaffelt“ wieder. Dies war jedoch nur bei Schallplatte oder CD wirklich hörbar. Leider sind UKW-Signale mittlerweile so was von flach und dynamiklos, dass sich der ganze Aufwand unter HiFi-Gesichtspunkten nicht mehr lohnt.
Alternativen gesucht
Erster Gedanke: eine Kompaktanlage, die nicht viel Platz wegnimmt. Also machte
ich mich auf und hörte Probe. Klares Manko war der ungewohnt dünne Klang
vieler dieser Zwerge, und die großen Lautsprecher wollte ich ja nicht mehr
aufstellen. In der Fernsehabteilung fand ich dann durch Zufall einen
Soundprojektor (für Kinoton), der farblich auch noch zu meinem Fernseher passte
und im Vorführraum ganz toll klang.
Installation und optimale Aufstellung - alle
Grafiken: Yamaha
So funktioniert ein
Soundprojektor
Für normales Stereo benötigt man, wie wir alle wissen, zwei Lautsprecher,
die links und rechts vom Hörer aufgestellt werden. Wer Kinoton hören möchte,
benötigt mindestens fünf oder mehr Lautsprecher, wovon drei bis vier vor und
zwei hinter dem Hörer aufgestellt werden (Regelfall). Für den richtigen
„Bumms“ sorgt ein Subwoofer.
Ein Soundprojektor besteht jedoch nur aus einem einzigen Lautsprechergehäuse (80 bis 100 cm breit und 15 cm tief bzw. hoch) mit einer aufwendigen Verstärkereinheit, in dem z.B. zwei Tieftöner und je nach Aufwand einige Dutzend kleine Effektlautsprecher verbaut sind. Für den richtigen „Bumms“ sollte ein aktiver Subwoofer angeschlossen werden.
Oft ist noch ein analoger
UKW-Tuner oder DVD-Player samt diversen analogen und digitalen Anschlüssen
vorhanden. Er funktioniert dann als normaler AV-Receiver und Steuerzentrale für
den Ton. Die vielen kleinen Lautsprecher erzeugen ein gerichtetes Klangfeld
(Schallstrahlen) durch Signallaufzeitunterschiede und Reflexionen (wie bei einem
Billardspiel) an den Wänden der Wohnung. Den Ohren wird ein 5.1
Lautsprechersystem vorgegaukelt. Ein spezieller Einmesscomputer mit Mikrofon
passt dabei die Verstärkereinheiten und die Minilautsprecher den räumlichen
Gegebenheiten an.
Wandmontage
Yamaha YSP-3000
Im Yamaha sind zwei Basslautspecher und 21 Effektlautsprecher mit einer
Gesamtleistung von ca. 80 Watt verbaut. Dies genügt für normal große Wohnräume.
Ohne Fernbedienung lassen dich die Eingänge umschalten, Lautstärke regeln und
in den Standby-Modus wechseln. Über ein Statusdisplay werden die wichtigsten
Parameter angezeigt. Rückseitig finden sich versenkt ausgeführte Ein- und
Ausgangsbuchsen, was eine Wandmontage ermöglicht. Zum Einstellen aller
Funktionen sind ein TV-Gerät und die beiliegende Systemfernbedienung
erforderlich. Neben normalem Stereo ist auch Drei- oder Fünf-Kanalbetrieb
(Beam) möglich. Unterstützt werden z.B. Dolby Pro Logic 1 und 2 sowie DTS NEO
6 mit diversen Klangeffekten. Eine Auflistung aller Funktionen würde jedoch den
Rahmen dieses Erfahrungsberichts sprengen. Auf der Homepage von Yamaha kann die
komplette Anleitung herunter geladen werden (ca. 3MB).
Limitierender Faktor
Der Wohnraum des Hörers muss mit den technischen Möglichkeiten des Systems
weitestgehend übereinstimmen, dann ist der Klang gut bis sehrgut. Vorhänge,
Fenster, Türen, Tische, Polstermöbel und eine Sitzposition direkt an der Wand
(optimal wäre mitten im Raum) kann das System nicht richtig ausgleichen, und
eine manuelle Nachjustage bringt meist nicht viel.
Eine richtige 5.1 oder 6.1
Surroundanlage mit frei im Raum platzierbaren Lautsprechern der 1000-€-Klasse
klingt natürlicher, und diese sind beim Aufstellen/Abgleich wesentlich
flexibler.
Fazit: Nichts für HiFi-Enthusiasten
Unabhängig vom Kinoton, der nur unter optimalen Bedingungen einem 5.1
System nahe kommt, liefert der Yamaha als normales UKW-Stereoradio und
TV-Lautsprecherersatz gute Dienste. Im TV-Betrieb muss mit einem beträchtlichen
Zeitversatz zwischen Bild und Ton gelebt werden, der nicht anpassbar ist. Die
Ursache liegt in der aufwendigen Signalaufbereitung (Signalprozessor), die auch
im Stereobetrieb (z.B. bei UKW-Radio) nicht abschaltbar ist. Schade, dass Yamaha
auf einen Kopfhörerausgang verzichtet hat.
Als Ersatzbeschaffung für einen HiFi-Enthusiasten sind diese Geräte nicht geeignet, und für einen Listenpreis von 1.150 € ohne Subwoofer bekommt man bessere Mehrlautsprecherlösungen, aber nichts so Kompaktes und Elegantes (kein Kabelsalat) mit den beschriebenen Klangeinschränkungen, wie diesen (oder einen anderen) Soundprojektor.
Tipp: Vor dem Kauf zuerst die eigene Wohnraumsituation (Verbauung) genau prüfen! Klaus Fuchs
Getestet: Yamaha
YSP-3000 (Digital Soundprojektor)
Verstärkerleistung: 21 x 2 Watt und 2 x 20 Watt
Lautsprecherbestückung: 21 x 4 cm und 2 x 10 cm Konuslautsprecher,
magnetisch geschirmt
Frequenzgang: 60–20.000 Hz
Auto-Setup-Funktion
Unterstützt: DTS,
Dolby Digital, Dolby Pro Logic 1 und 2, DTS NEO 6 mit diversen Klangeffekten
Eingänge: 2 x analog Audio, 2 x optisch digital, 2 x koaxial digital, 2
x HDMI, 1 x Klinke 3,5 mm, 1 x Micro
Ausgänge: 1 x Cinch Subwoofer, 1 x Cinch Video, 1 x HDMI
Trennfrequenz: 80 Hz,
100 Hz, 120 Hz
UKW RDS-Tuner (40 Senderspeicher) mit Antennenanschlussbuchse
Leistungsaufnahme: ca. 35 Watt
Abmessungen: ca. 800 x 155 x 152 mm
Gewicht: ca. 12 kg
Listenpreis: ca. 1.150
€ (Straßenpreis: ca. 750 €)
Bezug: Fachhandel
Alle Fotos und Grafiken: Quelle Yamaha - Stand: Oktober 2008
Alternativen: Philips HTS8100, Canton DM1, Denon DHT-FS5, Marantz Cinemarium ES7001 etc.
Weitere Infos und die Bedienungsanleitung zum Download auf der Yamaha-Homepage
http://www.yamaha-hifi.de/index.php?lang=g&country=DE&idcat1=5&idcat2=50