Erfahrungsbericht:
Funkscanner AOR AR-miniDX
Die
japanische Technologieschmiede AOR und ihr deutscher Partner Boger Electronics
stehen für leistungsfähige Empfangstechnik. Das Angebot reicht von Empfangsgeräten
für den stationären Betrieb bis zu Minigeräten für den unauffälligen
Einsatz unterwegs. Zu letzteren gehört der portable Breitbandempfänger
AR-miniDX. Harald Kuhl stellt den handlichen Funkscanner vor und berichtet über
praktischen Erfahrungen.
Der Taschenempfänger erfasst den Frequenzbereich von 100 kHz bis 1299,995 MHz in den Modulationsarten FM-schmal, FM-breit sowie AM. Damit konzentrieren sich die Empfangsmöglichkeiten auf den FM- sowie AM-Sprechfunk ab dem 11-m-CB-Funkband aufwärts sowie auf Hörfunksignale in den Frequenzbereichen Lang-, Mittel-, Kurzwelle und UKW. Alle dafür wünschenswerten Kanalraster (Abstimmschritte) lassen sich zwischen 5 und 100 kHz wählen. In FM-schmal und AM arbeitet der AR-miniDX als Dreifachsuper (1. ZF 243,95 MHz; 2. ZF 21,7 MHz; 3. ZF 450 kHz), in FM-breit (UKW-Hörfunk) als Doppelsuper.
Der
AOR AR-miniDX empfängt vor allem Sprechfunkdienste und UKW-Hörfunk, eignet
sich
aber auch zur Aufnahme kräftiger Hörfunk- und CB-Signale auf Kurzwelle.
Rechts: Ein Gürtelclip
und eine Trageschlaufe gehören zum Lieferumfang.
Lieferumfang
und Ausstattung
Zum
Lieferumfang gehören eine anschraubbare Gummiwendelantenne (Länge: 128 mm),
zwei NiMH-Mignon-Akkumulatoren (2500 mAh), ein
Multinormen-Steckernetzteil/Ladegerät (Eingang: 100 bis 240 V, 50 bis 60 Hz;
Ausgang: 6 V, 500 mA) samt Steckeradapter, ein anschraubbarer Gürtelclip sowie
eine Trageschlaufe. Neben dem englischen Operating Manual sollte beim Kauf eine
deutschsprachige Bedienungsanleitung beiliegen.
Mit
seinen Abmessungen von 60 mm x 108 mm x 25 mm (Breite x Höhe x Tiefe, inklusive
überstehender Bedienelemente; Gewicht: 210 g, inklusive Batterien und Antenne)
haben auf der Frontseite das kontrastreiche und beleuchtbare LC-Display (Format:
42 mm x 19 mm; Breite x Höhe) mit großen Ziffern sowie der eingebaute
Lautsprecher (NF-Leistung: 100 mW) ausreichend Platz. Dazwischen liegen die
Ein/Aus-Taste und fünf Bedientasten.
Auf der
Oberseite ergänzt der rastende Drehknopf Dial mit Druckfunktion die
Bedienelemente der Gerätefront. Daneben liegt geschützt unter einer
abnehmbaren Kappe eine 3,5-mm-Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers,
eines externen Aktivlautsprechers oder um das demodulierte Empfangssignal an
einen Recorder zu reichen.
Ferritstabantenne
eingebaut
Diese
Audiobuchse ist in Mono ausgeführt und verlangt folglich – sofern nicht tatsächlich
ein so genannter Ohrhörer zum Einsatz kommt – in fast jedem Anwendungsfall
nach einem Mono-Stereo-Adapter. Über eine SMA-Buchse lässt sich die
mitgelieferte Gummiwendelantenne oder ein anderer Wellenfänger anschließen.
Signale in den unteren Frequenzbereichen bis etwa 15 MHz (laut Manual nur bis 5
MHz) empfängt eine ins Gehäuse integrierte Ferritstabantenne. Sie ist
abschaltbar, um auch für Lang-, Mittel- und Kurzwelle eine leistungsfähigere
externe Antenne zu verwenden. Außerdem lässt sich das Kabel eines
angeschlossenen Ohrhörers als unauffällige Empfangsantenne schalten.
Auf der
schmalen rechten Gehäuseseite liegt hinter einer Gummiabdeckung eine
Hohlstiftbuchse zum Anschluss einer externen Stromversorgung (6 V, 500 mA) oder
des mitgelieferten Netz-/Ladegerätes. Zwei Mignon-Zellen passen in das
Batteriefach auf der Rückseite des AOR, dessen Klappe nach dem Lösen einer
Schnappsicherung abnehmbar ist. Der Ladevorgang eingelegter NiMH-Akkumulatoren
beginnt nicht automatisch beim Anschluss einer externen Stromquelle, sondern
verlangt dessen manuelle Aktivierung übers Bedienmenü; nach 24 Stunden beendet
der AR-miniDX den Vorgang automatisch. Diese Lösung verhindert einerseits das
schädliche Überladen von Akkumulatoren, andererseits verringert sie die Gefahr
versehentlicher Ladeversuche von Einmalbatterien. Auf der schmalen linken Gehäuseseite
ergänzen eine Funktionstaste sowie eine Monitortaste zum manuellen Öffnen der
Rauschsperre die anderen Bedienelemente.
VFO-Abstimmmodus
Ein
mindestens zwei Sekunden dauernder Druck auf die Taste PWR aktiviert den Empfänger
auf der zuletzt gehörten Frequenz. Zur Wahl der Audiolautstärke sowie der
Ansprechschwelle der Rauschsperre gelangt man durch den einzelnen
beziehungsweise doppelten Druck auf den rastenden Drehknopf Dial auf der Geräteoberseite.
Das LC-Display zeigt den jeweils aktuellen Wert, der sich über die Pfeiltasten
oder den Steller verändern lässt. Die Modulationsart wählt der AOR im
Automatikmodus passend zum jeweiligen Frequenzabschnitt. Zur manuellen
Betriebsartenwahl dient die Taste Mode, die nacheinander zwischen FM-schmal,
FM-breit, AM und der Automatik wechselt.
Mangels
Zehnertastatur zur direkten Frequenzeingabe führt im VFO-Modus der Weg zur gewünschten
Frequenz über Kombinationen der wenigen Bedienelemente: Der gesamte
Empfangsbereich des AR-miniDX ist in zwölf Abschnitte unterteilt, zwischen
denen die Pfeiltasten in der gewünschten Richtung wechseln. Der Empfänger
stellt in jedem Abschnitt jeweils die darin zuletzt empfangene Frequenz samt
Modulationsart wieder ein. Hält man die seitliche Funktionstaste gedrückt, ändert
der AOR über den Drehknopf Dial die Empfangsfrequenz in 1-MHz-Schritten (änderbar
auf 10 kHz, 100 kHz, 10 MHz, 100 MHz). Zur Feinabstimmung dient nun Dial allein.
In der Praxis führt dieser Weg zügig zur gewünschten Empfangsfrequenz.
Auf
der Oberseite liegen Anschlussbuchsen in gängigen Normen für die Antenne und
einen Ohrhörer. Rechts: Über das
mitgelieferte Steckernetzteil lassen sich in etwa 20 Stunden zwei
Mignon-Akkumulatoren im Gerät laden. Fotos:
hku
Flugfunkraster 8,33 kHz
Sollte
der durch die ab Werk aktivierte Einstellautomatik vorgegebene Abstimmschritt
einmal nicht zum tatsächlichen Kanalraster passen, taucht man etwas umständlich
ins Einstellmenü des AR-miniDX ein. Dorthin führt ein Druck auf Dial, während
gleichzeitig die Funktionstaste Func gedrückt wird. Das für die Wahl des
Abstimmschritts zuständige Untermenü trägt die Kennziffer 00, wohin man nun
per Dial gelangt. Bei gedrückter Taste Func lässt sich erneut über Dial das
gewünschte Kanalraster (5/6,25/8,33/9/10/12,5/15/20/25/30/50/100 kHz) wählen
und per Druck auf den Steller bestätigen. Zugegeben: das ist kompliziert.
Allerdings ändert man in der Empfangspraxis das Kanalraster eher selten und die
anderen zentralen Einstellparameter liegen im direkten Nutzerzugriff, so dass
dieser Punkt der sonst übersichtlichen Bedienung verschmerzbar ist. Tipp: Die
Kanalraster für 8,33 sowie 9 kHz sind nur beim Empfang der entsprechenden Bändern
wählbar (VHF-Flugfunk bzw. Mittelwelle).
Speicherkanalmodus
Ein
Druck auf die Taste V/M führt vom VFO- in den Speichermodus, wo 1000
Frequenzspeicherplätze auf ihre Belegung warten. Sie sind in Blöcken (Bänken)
zu 100 Einzelspeichern unterteilt, um darin zur besseren Übersicht die
Frequenzen einer Region oder bestimmter Funkdienste in einer gemeinsamen Gruppe
zu sammeln. Jeder belegte Speicherplatz lässt sich mit einer Kennung aus bis zu
sechs Zeichen versehen, die künftig im Display einen Hinweis auf die
Frequenznutzung gibt. Gespeicherte Frequenzen sind einzeln oder als komplette
Gruppe aus einer Speicherbank löschbar.
Die
manuelle Belegung und Pflege der bis zu 1000 Speicherplätze direkt am Empfänger
ist mühsam. AOR bietet daher als Zubehör ein PC-Kabel für die
USB-Schnittstelle an, um den AR-miniDX bequem per Computer zu programmieren und
Datensätze zu sichern; die zugehörige Software steht im Internet unter
http://www.aorja.com/support/software.html zum Download bereit.
Suchlauffunktionen
Zu den
zentralen Funktionen eines Breitbandempfängers gehört dessen Suchlauf, der
aktive Frequenzen in den Sprechfunkbereichen oberhalb der Kurzwelle zuverlässig
finden soll. Hier bietet der AR-miniDX die üblichen Optionen: Der
Speicherplatzsuchlauf prüft die belegten Frequenzspeicher auf Aktivität und
stoppt, sobald ein Signal die Rauschsperre öffnet. Der Suchlauf lässt sich auf
einzelne sowie mehrere Speicherbänke (Gruppen) und auch auf bestimmte
Speicherplätze beschränken. Für letzteres werden die unerwünschten
Speicherfrequenzen per Tastendruck markiert, so dass der Suchlauf diese künftig
ignoriert.
Der
Frequenzsuchlauf sucht in einem frei definierbaren Frequenzabschnitt nach
Signalen, wofür sich die untere und obere Eckfrequenz nach Bedarf festlegen
lassen. Unerwünschte Frequenzen etwa mit Dauerträgern werden auf Tastendruck
vom Suchlauf ausgeschlossen, wofür 100 Ausblendspeicher verfügbar sind. Für häufiger
durchsuchte Frequenzbereiche reserviert der AR-miniDX 22 Speicherplätze, die
sich die jeweiligen Eckfrequenzpaare merken. Die so definierten Bereiche lassen
sich für den Frequenzsuchlauf beliebig miteinander verketten, um etwa das 2-m-,
70-cm- und 23-cm-Amateurfunkband in einem Durchgang auf Aktivitäten zu prüfen.
Das ist ein erfreulicher Fortschritt gegenüber den meisten anderen portablen
Funkscannern, bei denen der Suchlauf immer nur einen selbst programmierbaren
Frequenzbereich zur Zeit berücksichtigt. Die 22 Eckfrequenzspeicher belegt AOR
ab Werk vor, sie sind aber leicht gemäß den eigenen Anforderungen änderbar.
Achtung: Bei Auslieferung sind alle Suchbereiche aktiviert, so dass man für
einen sinnvollen Betrieb die nicht benötigten manuell abschaltet. Leider sind
Startfrequenzen und Abstimmschritte nicht frei miteinander kombinierbar, um etwa
das 11-m-CB-Funkband mit seinen auf 5 endenden Frequenzen in 10-kHz-Schritten
absuchen zu lassen; man muss also auf 5-kHz-Schritte ausweichen und halbiert
damit zwangsläufig die Suchlaufgeschwindigkeit. Dies lässt sich umgehen, indem
man die interessierenden Kanäle speichert und nun den Speicherplatzsuchlauf
nutzt.
Hinsichtlich
des Verhaltens beim Finden eines Signals sind diese Optionen wählbar: A) Der
AOR stoppt für die Dauer der geöffneten Rauschsperre und läuft danach mit
einer Verzögerung von 2 Sekunden weiter. B) Der Empfänger bleibt auch bei
wieder geschlossenem Squelch auf der Frequenz stehen. C) Der Suchlauf bleibt für
programmierbar 1 bis 12 Sekunden auf einer aktiven Frequenz und startet dann
unabhängig von einer noch laufenden Funkaktivität.
Im
VFO-Abstimmmodus beobachtet der Empfänger auf Wunsch zusätzlich zur gerade
empfangenen Frequenz einen programmierbaren Prioritätskanal, auf den die
Automatik alle 5 Sekunden schaltet und diesen bei Aktivität in den Vordergrund
schaltet. Dagegen sind bei aktivierter Funktion 2VFO Watch zwei Kanäle
gleichberechtigt: Der Empfänger wechselt ständig zwischen den programmierten
Frequenzen und bleibt auf einer stehen, sobald dort der Squelch öffnet.
Trotzdem schaltet der AOR weiter alle paar Sekunden kurz auf den anderen Kanal,
so dass auf beiden Frequenzen keine Aktivität unbemerkt bleibt.
Zusatzfunktionen
Bei
aktivierter CTCSS- oder DSC-Auswertung öffnet die Rauschsperre nur, wenn der
AOR ein Signal mit dem entsprechend programmierten Begleitcode empfängt; der
aktivierbare Tonsuchlauf findet zuvor die verwendete CTCSS-Tonfrequenz. Ein
Invertierungsdecoder entschlüsselt dieses analoge
Sprachverschleierungsverfahren, wie es heute noch manche PMR446-Geräte
einsetzen. 16 Trägerfrequenzen im Bereich 3200 bis 3500 Hz stehen dafür zur
Wahl. Ein schaltbarer 15-dB-Abschwächer reduziert Übersteuerungen beim Einsatz
von Außenantennen. Als Nahfeldempfänger checkt der AOR fest programmierte
typische Frequenzen von Minisendern (Abhörwanzen). Zur Verlängerung der
Batterielaufzeit lässt sich der Wechselrhythmus zwischen Empfang und Aus in
mehreren Schritten zwischen 1, 3, 5, 7 und 9 Sekunden anpassen. Auf Wunsch zeigt
das LC-Display die noch vorhandene Batteriespannung in Volt. Eine Tastensperre
schützt unterwegs vor ungewollter Bedienung.
Erfahrungen
beim Empfang
Der
AR-miniDX ist ein solider tragbarer Empfänger zur Beobachtung der lokalen und
regionalen Signallandschaft. Dabei helfen die üblichen Suchlauffunktionen,
wobei die mögliche Verkettung frei definierbarer Frequenzbereiche in dieser Geräteklasse
bemerkenswert ist. Angesichts ertesteter rund 460 Frequenzschritte pro Minute
(7,7/Sekunde), gehört dieses Gerät hinsichtlich seines Suchlaufes nicht zu den
Rennpferden unter den Breitbandempfängern. Lässt man etwa den Frequenzsuchlauf
über das 2-m-Amateurfunkband traben, besteht eine gute Chance, dass kurze Funkübertragungen
auf Direktfrequenzen unbemerkt bleiben. Auch eine Speicherautomatik, die als
aktiv gefundene Frequenzen zur späteren Analyse in definierte Speicherplätze
legt, bleibt anderen Geräten vorbehalten. Für die zuverlässige Überwachung
einer überschaubaren Zahl von Speicherfrequenzen reicht die
Suchlaufgeschwindigkeit jedoch aus. Dazu lässt sich die Rauschsperre exakt
anpassen und der eingebaute Lautsprecher gibt Sprache gut verständlich wieder.
Von der
Empfangsqualität unterhalb 30 MHz sollten sich Interessenten nicht viel
erhoffen: Fast jedes konventionelle Reiseradio bringt dort bessere Ergebnisse.
Die Stärken des AR-miniDX liegen also erwartungsgemäß eindeutig oberhalb von
30 MHz, während die Kurz- und Mittelwelle eine eher halbherzige Zugabe sind –
wie bei fast allen Empfängern dieser Art. Der eingebaute Lautsprecher ist wie
erwähnt zur Wiedergabe von Sprache optimiert, aber ebenso für den
gelegentlichen UKW- oder AM-Hörfunkempfang akzeptabel. Typisch für einen Empfänger
mit vielen Funktionen und wenigen Bedienelementen, kommt man anfangs um einen häufigen
Blick ins Bedienhandbuch nicht herum. Die wichtigsten Einstellparameter liegen
aber im direkten Zugriff des Nutzers, der dank der großen Tasten und
Displaydarstellung dafür weder spitze Finger noch eine Lupe braucht. Der AOR
AR-miniDX kostet im Funkfachhandel rund 150 Euro. Harald
Kuhl (Okt. 2010)
Auf
einen Blick
Frequenzbereich:
100 kHz bis 1.299,995 MHz
Schaltungstyp:
Dreifachsuper (AM/FM-schmal; FM-breit: Doppelsuper)
Zwischenfrequenzen:
243,95 MHz, 21,7 MHz, 450 kHz
Betriebsarten:
AM, FM-schmal, FM-breit
ZF-Bandbreiten:
15 kHz (AM/FM-schmal), 220 kHz (FM-breit)
Empfindlichkeit:
AM (10 dB S/N): 200 kHz bis 5 MHz 1,3 µV, 5 bis 520 MHz 0,6 µV, 520 bis 1300
MHz 0,7 µV. FM-schmal (12 dB SINAD): 5 bis 370 MHz 0,2 µV, 370 bis 520 MHz
0,28 µV, 520 bis 1300 MHz 0,35 µV. FM-breit (12 dB SINAD): 5 bis 160 MHz 0,9
µV, 160 bis 370 MHz 0,8 µV, 370 bis 1300 MHz 1 µV.
Abstimmschritte:
5 / 6,25 / 8,33 / 9 / 10 / 12,5 / 15 / 20 / 25 / 30 / 50 / 100 kHz
Frequenzstabilität:
+/-2,5 ppm (mit TCXO)
NF-Leistung:
100 mW (8 Ohm)
Abmessungen:
etwa 60 mm x 108 mm x 25 mm, Breite x Höhe x Tiefe (inklusive Bedienelemente)
Gewicht:
etwa 210 g (inklusive Antenne und Batterien)
Technische Daten (laut Hersteller)
Info/Vertrieb:
Boger
electronic