Thema Hintergrundgeräusche in Radio und TV

an den SWR – ard-kommunikation@swr.de – 15.7.23

 Sehr geehrte Frau Basten,
meine Frau und ich schauen gerne die informativen TV-Ausstrahlungen der ARD. Leider gibt es darunter Sendungen, die uns gehörig nerven, weshalb wir schon häufig wegen der unerträglichen Hintergrundgeräusche, vor allem dem ständigen Geklackere, und der bisweilen eingestreuten Turbo-Schnitte im Hundetstel-Sekunden-Rhytmus abgeschaltet haben. Gerade die eigentlich ganz tolle Sendung "alles Wissen" ragt dabei negativ heraus.

Immerhin hat bei der Sendung "markt" im NDR bereits ein Umdenken stattgefunden, so dass wir die letzten Sendungen (nach über einem Jahr Abstinenz) wieder durchgängig angeschaut haben. Es geht also - warum nicht bei allen Neuproduktionen ebenso?
Sicherlich sind wir nicht die einzigen Zuschauenden, die für weniger "Hintergrundgedöns" dankbar wären.

Antwort am 20. Juli 20
Sie stören sich an Hintergrunduntermalungen, für die Sie einige Synonyme gefunden haben. 

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich die Zeit genommen haben uns Ihre (Hör-) Eindrücke so ausführlich zu schildern. Es ist sehr schade, dass Sie die Musikelemente und Untermalungen in Beiträgen stören. Diese sollen ja den Inhalt der Sendungen unterstreichen und nicht dazu führen, dass Ihnen die Lust am Fernsehen vergeht. 

Den Redaktionen und Fachkolleginnen und -kollegen ist klar, dass die Untermalungen so dezent wie möglich zu dosieren sind, vor allem, dass diese das gesprochene Wort nicht übertönen dürfen. Wenn das nicht immer gelingt, bitten wir dafür hier stellvertretend um Entschuldigung.

Die Kolleginnen und Kollegen beim Hörfunk und Fernsehen sind sich der Problematik „Lautstärke – Sprache – Musik“ bewusst, jedoch: Auch wenn Musik und Sprache gleich gepegelt werden, ist das Hörempfinden verschieden, da unser Gehör ein gewisses Zeitintervall benötigt (mindestens 15 msec.), um die volle Lautstärkeempfindung aufzubauen. Musik und Hintergrundgeräusche, wie auch die Lautstärke dieser, werden also immer auch sehr subjektiv empfunden.

In der ARD wurde eine Arbeitsgruppe "Sprachverständlichkeit" eigens für dieses Problem eingerichtet. Sie sucht nach Lösungen, um Hintergrundtöne wie Geräusche, Musik und Atmosphäre von Fernsehinhalten zu verringern und das Gesprochene hervorzuheben.

Die ARD (und auch das ZDF) haben dazu die so genannte Klare Sprache eingeführt. Damit kann bei Bedarf von der Zuschauerin/ dem Zuschauer eine extra Tonspur ausgewählt werden, auf der die Hintergrundgeräusche reduziert werden, damit die Sprache noch klarer verständlich ist. Für die Nutzung von Klare Sprache sind keine zusätzlichen Geräte notwendig.

·      Geräusche und Musik werden durch Klare Sprache akustisch reduziert. Alles was gesprochen wird, ist somit besser zu verstehen.

·      Klare Sprache ist in fast allen HD-Programmen der ARD verfügbar.

·      Die sprachoptimierte Tonspur können Sie über Satellit, Antenne, Kabel, IPTV* und den Web-Livestream empfangen.

·      Klare Sprache finden Sie im Audiomenü und Sie können die Funktion direkt am Fernseher oder Receiver auswählen.

·      Die zusätzliche Tonspur ist auch über HbbTV verfügbar und kann in der ARD Startleiste aktiviert werden.

·      Klare Sprache erweitert die Barrierefreiheit des ARD-Programmangebotes.

Lesen Sie dazu gern hier alle Informationen:

https://www.ard-digital.de/inklusion/klare-sprache

 
Hier finden Sie auch eine Anleitung: 
https://www.ard-digital.de/klaresprache-geraete

Es freut mich übrigens zu lesen, dass Sie wieder zum NDR-Format markt zurückgefunden haben, wie Sie schreiben. Mit den Verbrauchertipps- und -tricks der Sendung Ihres Haussenders sind Sie immer auf dem Laufenden.  

Bei der Gelegenheit möchte ich Ihnen allerdings auch einmal die Folgen der SWR Reihe Handwerkskunst! ans Herz legen, die vollkommen ohne Hintergrundmusik auskommt. Zu hören sind hier lediglich die Arbeitsgeräusche, wie Sie beim Schleifen, Bohren, Schmieden, Fräsen, Nähen etc. entstehen. Diese Geräusche sollen dem Publikum die Inhalte noch näher bringen, die Handwerke erlebbarer machen. Da würde Musik, so schön und passend sie auch wäre, tatsächlich irgendwie ablenken. 

Für die Handwerkskunst! lohnt es sich immer, auch mal über das eigene Sendegebiet hinaus einen Blick zu riskieren... 
Wenn Sie mögen, schauen und hören Sie doch einfach mal rein, die Folgen stehen auch in der ARD Mediathek zum Ansehen bereit: 

Nun möchte ich Ihnen noch einmal dafür danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns Ihre Perspektive zu schreiben. Gern möchte ich Ihnen versichern, dass die gesamte ARD weiterhin ein waches Ohr für diese Problematik haben wird.

Es würde uns freuen, wenn Sie die Funktion Klare Sprache einfach einmal ausprobieren, Sie die Programmangebote der ARD dann mit Freude nutzen und Sie uns auch als kritischer Beobachter - im positiven Sinne - weiterhin verbunden bleiben. Denn durch Resonanzen wie Ihre werden wir auf unsere Stärken und Schwächen aufmerksam gemacht und können uns darum bemühen, dass unser Publikum sich auch künftig bei uns willkommen fühlt.

Mit freundlichen Grüßen Petra Votava ARD-Publikumskontakt

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